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Der kleine Bronze-Mann: Lichtenberg in Göttingen

Von Redaktion
Georg Christoph Lichtenberg hat 36 Jahre in Göttingen gelebt und gearbeitet. In Göttingen begegnet er einem quasi auf Schritt und Tritt. Was wissen wir über den Physiker, Naturforscher, Mathematiker und Schriftsteller?
  • Lichtenbergs Bronzekugel

Wenn Lichtenberg erzählen könnte

Was könnte uns diese Figur wohl alles erzählen? Immerhin steht sie seit 1992 mitten in der City und somit im prallen Leben. Wie viele Brautpaare haben Lichtenberg einen Blumengruß dagelassen, nachdem sie in der Dorntze im Alten Rathaus geheiratet haben? In welchen Winkeln der Welt hängen jetzt die Bilder der Göttingen-Besucher, die ihn für ein Foto in ihre Mitte genommen haben? Wie viele Feiern und Demonstrationen auf dem Marktplatz hat er über sich ergehen lassen müssen und wie vielen angetrunkenen Spätheimkehrern diente er wohl als Stütze?

  • “Matula” und Lichtenberg

Promis am Denkmal

Lichtenberg ist ein beliebtes Fotomotiv und sogar der ein oder andere Prominente hat sich mit Göttingens berühmtem Gelehrten ablichten lassen. Journalist Franz Alt, viele werden ihn noch als Moderator der SWF-Sendung „Report“ kennen, stellte sich bereitwillig zu der Figur. Auch der Kölner Wissenschaftsjournalist Jean Pütz und Schauspieler Claus Theo Gärtner, der „Matula“ aus „Ein Fall für zwei“, ließen sich nicht lange um ein Foto mit Lichtenberg bitten. Gärtner hatte sogar 1966 sein erstes Engagement hier am Deutschen Theater, bevor er sich dem Fernsehpublikum zuwandte.

  • Eine Gruppe von Menschen an der Lichtenberg Statue.

Lichtenberg auf Schritt und Tritt

Was wissen wir über den Physiker, Naturforscher, Mathematiker und Schriftsteller, der 36 Jahre in Göttingen gelebt und gearbeitet hat, und einem hier quasi auf Schritt und Tritt begegnet?

Vor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in der Pauliner Straße steht, beziehungsweise sitzt, ein weiteres Lichtenberg-Denkmal auf einer Sandsteinbank – gegenüber liegt ein aufgeschlagenes Buch als Symbol für Lichtenbergs literarisches Schaffen, das ihn zum Ahnherrn des seit 1997 ausgelobten Satirepreises „Göttinger Elch“ werden lässt.

Gleich um die Ecke, in der Gotmarstraße 1, steht das Lichtenberghaus. Hier, im heutigen Domizil des Göttinger Kunstvereins, hat er nicht nur geforscht und gelehrt, sondern auch von 1775 bis zu seinem Tod am 24. Februar 1799 mit seiner Familie gelebt.

Magnet, Schmuck und Wein

Wer mag, kann sich Lichtenberg in vielerlei Form mit nach Hause nehmen. In der Tourist-Information sind einige Artikel wie beispielsweise Notizzettel, Kühlschrank-Magnet und ein Lichtenberg-Medaillon erhältlich. Bei Orfeo-Schmuck gibt es handgefertigte Lichtenberg-Broschen und -Anstecknadeln in Silber und Gold und die Weinhandlung Bremer hat einen Lichtenberg-Burgunder im Angebot. Ach ja, eine Straße und eine Gesamtschule, die seinen Namen tragen, haben wir auch und das Wissenschaftskolleg der Universität ist ebenfalls nach ihm benannt.

  • Historische Zeichnung von Lichtenberg.

Experimente im „Physicalischen Cabinet“

Der kleinwüchsige, große Gelehrte, der als Folge einer Rachitis unter einer Verkrümmung seiner Wirbelsäule litt, gilt als Begründer der Experimentalphysik in Deutschland. Außerdem muss der Mann extrem fleißig und wissensdurstig gewesen sein. Wie wäre sonst zu erklären, dass er an unserer Georgia Augusta von 1763 an Mathematik, Physik, Baukunst, Ästhetik, englische Sprache und Literatur, Staatengeschichte Europas, Diplomatie und Philosophie studierte. Im Jahr 1770 wurde er zum Professor für Mathematik und Experimentalphysik in Göttingen ernannt. Mit einer Vielzahl von Geräten, viele von ihnen sind heute noch im „Physicalischen Cabinet“ der Uni zu sehen, führte Lichtenberg vor allem Experimente zur Elektrizität durch.

  • St. Johannis in Göttingen.

Blitzableiter verboten

„Trotz oder genau deswegen soll Lichtenberg angeblich eine große Angst vor Gewittern gehabt haben“, berichtet der Göttinger Gästeführer Jörg Scharmach. „Nachdem Lichtenberg von der Erfindung des Blitzableiters durch Benjamin Franklin erfahren hatte, wollte er auch einen solchen installieren – auf dem Turm der Johanniskirche.“

Dazu ist es aber, wie Jörg erklärt, nie gekommen, weil der Pfarrer ihm das Vorhaben verboten hat. „Lichtenberg hat ihn dann auf seinem Gartenhaus montiert.“ Einige Jahre zuvor, 1777, so steht es geschrieben, entdeckte er bei seinen Experimenten die ersten geometrischen Gebilde bei elektrischen Entladungen, die heute als „Lichtenbergsche Figuren“ bekannt sind, und die Bipolarität (+/-) der elektrischen Ladung.

Das erklärt die Zeichen auf der Kugel seines Denkmals am Markt. Mit dem Nachweis von Grundlagen der Elektrizität schuf Lichtenberg auch die Basis der modernen xerographischen Druckverfahren. Damit ist er quasi der Erfinder der Kopiergeräte.

  • Zeichnung von Lichtenberg.

Schlaganfall über Lichtenberg-Zeichnung

Denken muss sich allerdings wohl nicht zwingend in Schwarz äußern. Zeichner und Grafiker Horst Janssen, der sich, laut Böttger, über Lichtenbergs Texte totlachen konnte, aquarellierte zahlreiche seiner Werke mit Lichtenberg-Fragmenten.

Tete Böttger erkennt zwischen den beiden sogar eine Blutsverwandtschaft, was die Tinte angeht: „Beider Federstrich bringt das Kleine zu großem Ansehen.“ Janssen starb übrigens während er Lichtenberg zeichnete an einem Schlaganfall. Der zugehörige Aphorismus lautet: „Man will wissen daß im ganzen Land noch niemand vor Freude gestorben ist. Ausnahme: ich – mehrmals.“ Ironie des Schicksals.

  • Böse Entdeckung für Amerika: Gernhardt trifft auf Lichtenberg.

Gernhardt dreht Prinzip um

Auch der Frankfurter Schriftsteller, Dichter und Zeichner Robert Gernhardt hat sich, nach Böttgers Worten, an Lichtenberg delektiert. Auch er ein Seelenverwandter Lichtenbergs. 99 Aphorismen des kleinen großen Aufklärers hat er in seinen „Sudelblättern“ illustriert. Hintersinnig und nach dem umgekehrten Prinzip, das Lichtenberg anwandte, als er die Kupferstiche von Hogarth beschrieb: „Was der Künstler da gezeichnet hat, müsste nun auch so gesagt werden, wie er es vielleicht würde gesagt haben, wenn er die Feder so hätte führen können, wie er den Grabstichel geführt hat.“ Einige Originale der Hogarth’schen Stiche befinden sich übrigens im Roten Salon der Historischen Sternwarte und so schließt sich ein weiterer Kreis.

Redaktion
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Text: Christoph Mischke
Redaktion: Malisa Wille

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