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Kultur am Wall: JT und KAZ am neuen Ort

26. September 2019
„Die Eröffnungspremiere im Jungen Theater (JT) an seiner temporären neuen Spielstätte ist mit einem großen Erfolg über die Bühne gegangen“, berichtet JT-Geschäftsführer Tobias Sosinka. Die Komödie „Der Diener zweier Herren“ begeisterte das Publikum und war im Vorfeld so stark nachgefragt, dass die Theaterleitung am Folgetag direkt eine zweite Aufführung angehängt hatte. „Das ist das schönste […]

„Die Eröffnungspremiere im Jungen Theater (JT) an seiner temporären neuen Spielstätte ist mit einem großen Erfolg über die Bühne gegangen“, berichtet JT-Geschäftsführer Tobias Sosinka. Die Komödie „Der Diener zweier Herren“ begeisterte das Publikum und war im Vorfeld so stark nachgefragt, dass die Theaterleitung am Folgetag direkt eine zweite Aufführung angehängt hatte. „Das ist das schönste Büro, das wir je hatten“, sagt Anne Moldenhauer von der Geschäftsleitung des Göttinger Kommunikations- und Aktionszentrums (KAZ), das jetzt am selben Ort für rund vier Jahre beheimatet sein wird, während das Otfried-Müller-Haus am Wochenmarkt saniert wird. Beide Institutionen sind vor wenigen Wochen in ihr neues Domizil in der ehemaligen Voigt-Schule an der Bürgerstraße 15 umgezogen. Ich habe mir die neuen Räumlichkeiten angesehen und bin schlichtweg begeistert von diesem neu entstehenden Kultur-Areal, das so gar nicht nach vorübergehendem Provisorium aussieht.

„Wir bekommen mehr voneinander mit“

Neues Büro: KAZ-Leitung (v.l.) Anne Moldenhauer und Susanne Köwing. Foto: Christoph Mischke

Gemeinsam mit Anne und Tobias sitze ich am neuen Konferenztisch im KAZ-Büro. „Davon konnten wir in unserem Sechs-Quadratmeter-Büro, in dem wir im Otfried-Müller-Haus angefangen haben, nur träumen“, sagt Anne. „Hier haben wir 40 Quadratmeter zur Verfügung und im Gegensatz zu früher sogar einen Wasseranschluss im selben Raum.“ Ihre Kollegin Susanne Köwing freut sich, dass die KAZ-Räume, bis auf wenige Ausnahmen, auf einer Etage liegen, im Erdgeschoss. „Wir bekommen nun einfach mehr voneinander mit, weil wir uns ständig über den Weg laufen.“ Im Otfried-Müller-Haus an der Hospitalstraße war das nicht so. „Über 40 Jahre waren das KAZ und das JT dort zuhause“, berichtet Tobias. „Da sind die Raumaufteilungen und –nutzungen über die Jahre ziemlich chaotisch gewachsen und wir sind uns organisatorisch häufig in die Quere gekommen.“

Freiraum für Projektarbeit

Für Projekte von Jugendlichen: der neue Freiraum. Foto: Christoph Mischke

In enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung und ihrem Architekten Bernhard Boy hatten die Beteiligten erarbeitet, was zwingend benötigt wird und das auch bekommen. Einiges konnte allerdings auch als „nice to have“ vernachlässigt werden. „Wir brauchten dringend Lagerraum“, sagt Tobias, „aber ob der nun gestrichen wird oder nicht, das war uns erst einmal egal.“ Auf KAZ-Seite waren ein betanzbarer Schwingboden für den Spiegelsaal unverzichtbar, ebenso wie die akustische Ausgestaltung des Proberaums für die Musiker und der Trommel-Werkstatt. „Wir garantieren allen unseren Gruppen hier dieselbe Übungszeit wie am bisherigen Ort“, verspricht Anne, „nur eben teilweise in anderen Räumen.“ Glücklich ist das KAZ-Team über einen zusätzlichen Raum für sogenannte Freiraum-Projekte von Jugendlichen unter 27 Jahren. Sie erhalten kostenlos eine dreimonatige KAZ-Mitgliedschaft und können den Raum ebenso lange kostenfrei nutzen. Bis zu 2.000 Euro können sie für ihre Projektarbeit erhalten. „Es sind schon vier Anträge eingegangen“, freut sich Anne, „für Projekte in den Bereichen Tanzen, Ausstellung, Veranstaltungsreihe und Kunstaktion im öffentlichen Raum.“

Alle Räume mit Tageslicht

Viel Tageslicht: Anne Moldenhauer in der Töpfer-Werkstatt. Foto: Christoph Mischke

Keine Spur mehr von Keller-Muff: Farbgestaltung im Untergeschoss. Foto: Christoph Mischke

Kalt: Bei der Farbe der Leuchtstoffröhren ist noch Luft nach oben. Foto: Christoph Mischke

Ich bin schwer beeindruckt, wie schön es hier in der ehemaligen Schule aussieht. Obwohl im Treppenhaus noch zwei Maler werkeln, hier und da ein Bohrhammer dröhnt und auch die Elektriker noch im Haus unterwegs sind, wirkt die Gestaltung alles andere als provisorisch. Der überbreite Schulflur dient vor dem KAZ-Büro jetzt als Wartezone mit leuchtend roten Gartenstühlen. Das wuchtige Stein-Waschbecken, an dem sich Generationen von Schülern die Hände gesäubert haben, wurde samt dem floralen Fliesenspiegel in eine Ablagefläche für Zeitschriften, Flyer und sonstiges Infomaterial verwandelt.

Ideenreiche Gestaltung: Wartebereich mit altem “Waschbecken”. Foto: Christoph Mischke

Ich schaue mir mit Anne noch einige KAZ-Räume im Untergeschoss an. Die düsteren, verwinkelten und teils feuchten Kellerräume im Otfried-Müller-Haus vor Augen, staune ich, wie hell und freundlich der Musikraum, die Trommel- und die Töpfer-Werkstatt gelungen sind – und alle Räume mit Tageslicht. Im Keller sind auch die Toiletten für Mitarbeiter und Besucher untergebracht. Vor den Eingängen hängt ein großer Spiegel, davor ein altes, hölzernes und hübsch dekoriertes Wohnzimmer-Buffet, mit allen Utensilien bestückt, die Mensch beim Toilettenbesuch benötigen könnte – wie in einem guten Hotel. Einziger Kritikpunkt, die Farbe der Leuchtstoffröhren dort. Wer unter dem kalten blauen Licht in den Spiegel schaut, sieht einer Wasserleiche ähnlicher als ihm lieb sein kann. Da wünschte ich mir schon eine etwas wärmere Farbtemperatur.

Punktlandung bei Bauarbeiten und Umzug

Bekanntes Bild: Patricia an der neuen “alten” Theaterkasse. Foto: Christoph Mischke

Gute Arbeitsbedingungen: die Schneiderei im JT am Wall. Foto: Christoph Mischke

Auch mit dem JT-Geschäftsführer mache ich einen Rundgang durch die Räume im ersten und zweiten Obergeschoss, schaue mir die Schneiderei, den Kostümfundus, die Bühnentechnik, die Tischlerei und das Stellwerk an. Kurze Wege und viel Begegnung untereinander verbessern die interne Kommunikation und alle Abläufe immens. „Wenn auf der Bühne irgendwo eine Treppe wackelt“, veranschaulicht Tobias, „sagt er es dem Techniker direkt auf dem Flur, und ruckzuck ist die Spax-Schraube drin und das Problem gelöst.

Zufrieden: JT-Geschäftsführer Tobias Sosinka in seinem neuen Büro. Foto: Christoph Mischke

Hat den Umzug perfekt organisiert: Daniel “Chiller” Kronhardt. Foto: Christoph Mischke

Tobias ist immer noch beeindruckt, wie gut der Umzug geklappt hat. „Es ist schon irre, wie toll das funktioniert hat, nahtlos und im laufenden Betrieb.“ Es muss ja nicht nur im Büro weiterlaufen, wie er sagt, sondern bei rund 150.000 Nutzungen im Jahr muss der gesamte Betrieb im Fluss bleiben. „Wir haben zu Diener zweier Herren ja noch auf der Baustelle geprobt“, erinnert sich Tobias“, aber zur Premiere waren tatsächlich 90 Prozent fertig. Eine echte Punktlandung.“

Jetzt zwei Probebühnen

Kurze Wege: Schauspielerin Katharina Brehl bereitet ihre Probe vor. Foto: Christoph Mischke

Zugewinn: Das JT verfügt jetzt über zwei Probebühnen. Foto: Christoph Mischke

Dialog: Schauspieler Jan Reinartz und Tobias Sosinka im Gespräch. Foto: Christoph Mischke

Obwohl das JT weniger Nutzfläche hat als vorher, ist er mit dem „sehr guten Provisorium“ mehr als zufrieden und die bessere Raumaufteilung macht da so manches wieder wett. Zum Beispiel verfügt das JT jetzt über zwei Probebühnen, was der logistischen Abfolge sehr zugute kommt. Auf dem Flur vor der Probebühne 1 treffe ich die Schauspieler Katharina Brehl und Jan Reinartz, die gerade ihre Proben zu „Deutschland. Ein Wintermärchen“ vorbereiten. Das von Tobias Sosinka inszenierte Stück feiert am 11. Oktober um 20 Uhr seine Premiere. Die Probebühne 2 ist derzeit in den Händen von Michaela Dicu und Mathilde Lehmann, die dort das große Umzugsspektakel am letzten September-Wochenende vorbereiten, doch dazu später mehr.

Einladend und barrierefrei

Alles neu: Blick aus dem Stellwerk in den neuen Theatersaal. Foto: Christoph Mischke

Energiesparend: Im Theatersaal sind Proben bei Tageslicht möglich. Foto: Christoph Mischke

Warm und gemütlich: das einladende Theater-Foyer. Foto: Christoph Mischke

Der Theatersaal, den die Besucher bequem über das Treppenhaus oder barrierefrei über den neu installierten Aufzug erreichen können, bietet weniger Kapazität als der alte im Otfried-Müller-Haus. „Früher hatten wir 234 Plätze“, sagt der Geschäftsführer, „hier an der Bürgerstraße sind es nur 180 Plätze. Diese Differenz von 54 Tickets weniger macht sich natürlich finanziell deutlich bemerkbar, aber da gibt es dankenswerterweise Kompensationsmaßnahmen des Fachdienstes Kultur der Stadt Göttingen. Vom vorherigen Schulaula-Ambiente ist im Saal, außer dem durch die großen Fenster einfallenden Tageslicht, nichts mehr zu spüren. Ich stelle es mir ziemlich energieeffizient vor, wenn die Schauspieler tagsüber auch auf der großen Bühne ohne Kunstlicht proben können. Für die Vorstellungen kann der Saal dann in wenigen Sekunden komplett verdunkelt werden. In das Theaterfoyer habe ich mich regelrecht verliebt. Die dunkelrötliche Farbgebung, die warme, goldige Beleuchtung und die mit Holz-Riemchen verkleidete Theke wirken ausgesprochen einladend. Wer sich die die neuen Räume von JT und KAZ selbst einmal anschauen möchte, hat am 28. und 29. September eine ausgezeichnete Gelegenheit dazu.

Umzugsspektakel für Groß und Klein

Umzugsspektakel (v.l.): Regisseurin Michaela Dicu und Mathilde Lehmann. Foto: Christoph Mischke

Zum endgültigen Abschluss des Ortswechsels haben sich die Beteiligten nämlich ein großes Umzugsspektakel ausgedacht und das darf man durchaus wörtlich nehmen. Nach einem gebührenden Abschied vom Otfried-Müller-Haus startet am Samstag ein großer, bunter Umzugs-Umzug am Wochenmarktplatz. Groß und Klein sind eingeladen mit umzuziehen. Jeder der mag, schnappt sich einen Scheinwerfer, ein Kostüm, einen Stuhl oder was sonst noch mit muss, und ist schon mittendrin im großen Festumzug. Vereine, Musikkapellen, Trecker-Club, Shanty-Chor und Schauspielertruppen aus Göttingen und der Region werden sich einreihen und bunt und laut durch die Stadt bis zum neuen Domizil an der Bürgerstraße ziehen. Gemeinsam mit den neuen Nachbarn gibt es dort ein fröhliches Hoffest. Im Anschluss wird das alte Schulgebäude in ein begehbares Haus verwandelt. KAZ-Gruppen und JT-Schauspieler werden sich bei ihren Helferinnen und Helfern bedanken und einem sicher staunenden Publikum in allen Räumen Performances, Lesungen, Theateraufführungen und Konzerte bieten. Außerdem habt ihr die einmalige Gelegenheit den „Kulturführerschein“ zu machen.

Kooperation mit Nachbarn erwünscht

Die Eröffnungspremiere von “Diener zweier Herren” war ein voller Erfolg. Foto: Dorothea Heise

Am Sonntag geht das Fest weiter und wird ganz im Zeichen des gegenseitigen Kennenlernens stehen. „Wir haben Kulturschaffende, Freizeitaktive der Soziokultur und Bürger aus der Nachbarschaft an unseren Tisch der Ideen eingeladen“, sagt Anne Moldenhauer. Vertreter vom Lumière, KIM, Jugendhaus Gartetalbahnhof, Kinderhaus Lohmühle und andere werden in einem Gesprächsforum über ihre Ideen, Probleme und Wünsche für die Zukunft reden. Eine künftige Vernetzung und mögliche Kooperationen sind ausdrücklich gewünscht. Auch die Kinder können am Sonntag das Haus in Beschlag nehmen und sich im Malen, Trommeln und Tanzen versuchen. Der Göttinger Fotograf Arasch Zandieh wird mit einer „Kennenlern-Bank“ ein neues Projekt starten. Ich bin gespannt. Ach ja, um 15 Uhr geht die Premiere von Sergej Gößner Stück „Mongos“ über die Bühne im neuen Saal. Vermutlich im Januar oder Februar des kommenden Jahres wird Göttingens zweites Programmkino in der ehemaligen Baptistenkirche nebenan eröffnen. „Darauf, und auf die damit verbundene zusätzliche Gastronomie, freuen wir uns schon sehr“, sagt Tobias. Ich denke, wir Göttinger können uns über diese neue kulturelle Insel glücklich schätzen, denn was könnte „Kultur am Wall“ besser mit kreativem Leben füllen als ein Kino, ein Theater und ein soziokulturelles Zentrum.

Über Kommentare zu unseren Blog-Beiträgen freuen wir uns jederzeit. Schickt uns dazu gerne eine Nachricht auf unserer Mein Göttingen Facebook-Seite.

Christoph Mischke

Ich bin in "Chöttingen cheboren", so wie es wohl Schorse Szültenbürger in seinen vergnügten Geschichten in Göttinger Mundart geschrieben hätte. Ich hatte immer das Glück in meiner Heimatstadt leben und arbeiten zu können und halte es mit dem Historiker August Ludwig von Schlözer, der sagte: "Extra Gottingam non est vita, si est vita non est ita." (Außerhalb Göttingens kann man nicht leben, wenn aber doch, dann nicht so gut).
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