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Skulpturen in der Göttinger Leineaue

25. März 2021
Kunst im öffentlichen Raum ist etwas Wunderbares. Kunst zum Anschauen, zum Genießen und auch zum Anfassen. Frei zugängliche Kunstwerke bieten Raum für Phantasie und Interpretation – die Intention der Kunstschaffenden steht dabei nicht unbedingt an erster Stelle. Göttingen ist mit rund 100 künstlerischen Arbeiten unterschiedlichster Materialien, Stilrichtungen und Gestaltungsformen im Stadtgebiet hervorragend aufgestellt. Ich möchte […]

Kunst im öffentlichen Raum ist etwas Wunderbares. Kunst zum Anschauen, zum Genießen und auch zum Anfassen. Frei zugängliche Kunstwerke bieten Raum für Phantasie und Interpretation – die Intention der Kunstschaffenden steht dabei nicht unbedingt an erster Stelle. Göttingen ist mit rund 100 künstlerischen Arbeiten unterschiedlichster Materialien, Stilrichtungen und Gestaltungsformen im Stadtgebiet hervorragend aufgestellt. Ich möchte euch heute einige nicht so bekannte Werke weit außerhalb des Walls vorstellen: das Skulpturenensemble in der Leineaue.

Kunst und Naherholung: Fünf Plastiken stehen bislang im Skulpturenpark in der Leineaue.

Zwischen Groner Landstraße und Godehardstraße, im Verlauf des Fußwegs hinter dem Bahnhof entlang der Leine, ist ein kleiner, feiner Skulpturenpark entstanden. Bislang stehen fünf Plastiken verschiedener Künstler*innen auf dem Areal.

Radfahrende, Hundebesitzer*innen, die ihre Fellnasen ausführen, Slackliner*innen, Jogger*innen, Jugendliche aus den benachbarten Schulen oder Menschen, die auf den Bänken ein wenig Entspannung am Wasser suchen: Dort ist immer Betrieb. Es haben nicht alle ein Auge für die Kunst, aber es lohnt sich durchaus, einmal genauer hinzuschauen. Die in den Boden eingelassenen Info-Tafeln sind mit einem QR-Code versehen, der hilft, die Werke einzuordnen.

Ensemble „Sprechen und Hören“: Ohrmuschel in Beton

Beton trifft alten Baumbestand: Jürgen Webers Objekte aus dem Jahr 1973.

Die beiden auffälligsten Objekte waren auch die ersten, die am Leineufer errichtet wurden. Genauer gesagt wurden sie von ihrem ursprünglichen Standort hierher versetzt: „Das große Gesicht“ und die „Ohrmuschel“. Beide Skulpturen sind aus Beton gearbeitet und sehen für ihr Alter taufrisch aus. Professor Jürgen Weber schuf die Plastiken nämlich schon 1973. Seinerzeit gewann er mit ihnen, im Rahmen des Programms „Kunst am Bau“, den Wettbewerb der Deutschen Bundespost in Göttingen für das damalige Fernmeldezentralenzeugamt in der August-Spindler-Straße. Mit diesem Wissen erklärt sich dann auch das Motiv des Künstlers, das sich auf das Fernsprechwesen bezieht.

Architektonisch vereinfacht: das große Gesicht.

Allerdings lag Weber mehr daran, die menschliche Verständigung darzustellen, als die technisch-industriellen Aspekte. Er selbst beschrieb es so: „ Das große Gesicht mit dem leicht geöffneten Mund symbolisiert das Sprechen, während die Ohrmuschel das Hören verbildlicht. Dabei ist das Hörorgan aus einer Verbindung von Ohr- und Meeresmuschel entstanden. Das große Gesicht ist architektonisch vereinfacht, sodass Kinn und Unterlippe der Form einer Säule und ihrem Kapitell sehr nahekommen.“ Und ich habe mich schon gefragt, welche Person hier wohl karikiert werden soll. Das tonnenschwere Ensemble „Sprechen und Hören“ ist übrigens eine Dauerleihgabe der Firma Sartorius an die Stadt.

 Kunstwettbewerb-Gewinnerin: „Klangwelle“ aus Aluminiumguss

Durchblick: Die Skulpturen bieten einen vielfältigen Materialmix.

Das gilt gleichermaßen für die „Klangwelle“ der Künstlerin Baecher-Duisburg, die, nur wenige Meter entfernt, jenseits des Weges ihren Platz gefunden hat. Auch sie gehörte zu den Gewinnerinnen des bereits genannten Wettbewerbs. Ich persönlich finde die Beschreibung auf der Internetseite „Brunnen – Denkmale – Kunstwerke“ der Stadt Göttingen ein wenig theatralisch. „Wie Wasser heben sich die Klänge, türmen sich auf zu Wellen, einmal ruhig und wogend, einmal mit Schaumkämmen brodelnd und sich überstürzend, aus dem Sturz sich hebend und neu auftürmend, dann wieder breit verfließend zu spiegelnder Glätte und Unendlichkeit“, heißt es dort unter anderem. Nun ja. Ich mag dieses Objekt trotzdem sehr. Der glatte, mattschimmernde Aluminiumguss auf dem hellen Granitsockel schmeichelt dem Auge, vor allem im warmen Abendlicht. Und das Loch im Inneren reizt den Fotografen in mir so sehr, dass ich eigens zum Sonnenuntergang noch einmal vorbeigegangen bin.

Tipp: Sundowner an der Leine

Kunst bei Sonnenuntergangsstimmung an der Leine.

Das ist überhaupt mein Tipp: Setzt euch mit einem Sundowner einfach mal auf die Steinstufen, die zur Leine hinab führen, und genießt den Abend. Im Sommer, dann hat die Leine meist eine Temperatur von 17 bis 18 Grad Celsius, könnt ihr hier übrigens auch schwimmen gehen. Zwischen 2010 und 2012 wurde der Flusslauf in diesem Bereich nämlich renaturiert.

Skulptur „Begegnung“: In Göttingen verliebt

Versetzt: “Die Begegnung” wurde 2019 von der Innenstadt an die Leine gebracht. Foto: Grops

Mit QR-Code: Info-Tafeln helfen, die Kunstwerke einzuordnen.

Ob Luis Guerrero auch in der Leine geschwommen ist, ist nicht überliefert, aber eine andere schöne Geschichte, die mir Ronald Grops vom Fachdienst Kultur der Stadt erzählt. „Während er an seinem Werk unter den Blicken der Passanten auf dem Kunstmarkt arbeitete, hat er seine spätere Ehefrau kennengelernt, mit der er heute noch verheiratet ist“, berichtet mir Ronald. „Als wir den Stein 2019 versetzt haben, ist derKünstler aus seinem Domizil in Berlin-Hoppegarten angereist, weil er gerne dabei sein wollte.“ Guerrero, der 1971 Meisterschüler von Joseph Beuys wurde, ist inzwischen weltweit gefragt.

Steine aus aller Welt

Zwei Meter hoch: Guerreros “Begegnung” lädt zur ebensolchen ein.

Durchbruch: Die körperliche Begegnung ist mit dem Finger von beiden Seiten möglich.

Den Glaukonit-Findling aus dem Baggerloch Düsseldorf-Kalkum hat der Künstler wegen seiner sehr eigenen, organischen Form ausgewählt. Diese Form, aber auch zahlreiche Gestaltungsvorschläge von Anwohner*innen und Leuten, die in der Stadt unterwegs waren, haben ihn zum Thema „Begegnung“ inspiriert. „Guerreros Schwiegermutter lebt immer noch in Göttingen“, erzählt Ronald, „und Luis hat uns versprochen, dass er jedes Mal, wenn er nach Göttingen kommt, einen kleineren Stein mitbringen will, der dann am Findling seinen Platz finden soll.“ Steine aus aller Welt sollen es sein und ich bin sehr gespannt.

Wasserstein von Wolf Bröll: Sechs Tonnen Kunst

Glänzend schwarzer Diabas: Wolf Brölls “Wasserstein im Spiel von Licht und Schatten.

Seit 1998 hat Ronald einen Blick auf die Kunst im öffentlichen Raum, ebenso wie auf Gedenkstätten und Ehrenmale. Regelmäßige Inspektionen gehören zu seinen Aufgaben. Er kümmert sich um die Sicherheit und Standfestigkeit der Kunstwerke und beauftragt die Reinigung, wenn das Wetter oder leider auch so mancher Schmierfink Spuren an den Arbeiten hinterlassen haben. Ronald organisiert auch die Transporte der nicht immer leichten Objekte. Der Wasserstein von Wolf Bröll, das neuste Kunstwerk in der Leineaue, wiegt beispielsweise rund sechs Tonnen. „Da musste schon der Schwerlastkran ran“, berichtet Ronald lachend.

Zwischen Groner Landstraße und Godehardstraße: Abendstimmung im Skulpturenpark.

Der 2016 verstorbene Wolf Bröll stammte aus Mandelbeck bei Northeim und ist in Göttingen mit zahlreichen Kunstwerken vertreten. „Mensch und Wissenschaft“ in der Goetheallee hat er ebenso erschaffen wie die „Steinbewachsenen Torsi“ an den Zugängen zum Börner-Viertel und, gemeinsam mit drei polnischen Künstlern, „Woda Nie Zna Granic – Wasser kennt keine Grenzen“, die Skulptur zur Völkerverständigung am Wallaufgang Geismar Tor. Genau, daran erinnert mich der schwarze Diabas-Stein. Rechts zeigt er ein paar helle Matschflecken die aussehen wie Abdrücke von Kinderschuhen.So ist das mit der Kunst zum Anfassen, manchmal wird sie halt auch beklettert.

Foto- & Videocredits

Falls keine weiteren Hinweise angegeben sind, gilt folgender Fotohinweis:

Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke

Christoph Mischke

Ich bin in "Chöttingen cheboren", so wie es wohl Schorse Szültenbürger in seinen vergnügten Geschichten in Göttinger Mundart geschrieben hätte. Ich hatte immer das Glück in meiner Heimatstadt leben und arbeiten zu können und halte es mit dem Historiker August Ludwig von Schlözer, der sagte: "Extra Gottingam non est vita, si est vita non est ita." (Außerhalb Göttingens kann man nicht leben, wenn aber doch, dann nicht so gut).
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