Gärtnern ist in und es geht ja auch nichts über frisch geerntetes Gemüse aus der heimischen Scholle. Nun verfügt allerdings nicht jeder über die nötigen Flächen auf Balkon, Terrasse oder dem Garten hinter dem Haus. Aber, keine Sorge, auch euch kann geholfen werden. Wer sich ein wenig im Netz umschaut, findet Möglichkeiten auch auf engem Raum Gemüse zu pflanzen und beispielsweise einen Kartoffelturm zu basteln. Für größere Mengen, sprich: Familien, wird das aber sicher nicht reichen. Da bietet sich dann eine Mietparzelle an, die ihr für eine Saison buchen könnt, beispielsweise bei „Gemüseglück“ in Geismar.
Felder fix und fertig vorbereitet
Anmeldung für 2023 ab sofort
Dort betreiben Andrea Magerhans und ihre Schwiegertochter Astrid Hanke den Helenenhof. Zum zweiten Mal bieten sie in diesem Jahr zahlreichen Hobbygärtner*innen die Möglichkeit, einzelne Abschnitte ihres großen Gemüsefelds auf Zeit zu buchen fix und fertig nach Wunsch eingesät und vorbereitet.

Mit dem grünen Daumen: Andrea Magerhans und ihre Schwiegertochter Astrid Hanke.
Foto: Göttingen Tourismus & Marketing / Mischke
Noch klein: der Kohlrabi zum Start der Gartensaison.
Foto: Göttingen Tourismus & Marketing / Mischke
Astrid kennt dieses Prinzip aus ihrer Heimat Neuss. „Nachdem ich in die Landwirtschaft eingeheiratet hatte, war ich sicher, dass so etwas auch in Göttingen funktionieren würde.“ Gesagt, getan und der Erfolg war grandios. Alle Parzellen konnten vermietet werden und so ist es auch in diesem Jahr gewesen. Ab sofort könnt ihr euch mit eurer Emailadresse auf der Homepage für die Gartensaison 2023 anmelden. Falls es eine Warteliste geben sollte, hat Astrid eigens einen Info- und Erinnerungsservice für die Bewerber eingerichtet.
Frischer geht nicht: Eisbergsalat von der eigenen Parzelle.
Foto: Göttingen Tourismus & Marketing / Mischke
Felder sind etwas für die Seele
Die Mietparzellen gibt es in zwei Größen, 40 und 80 Quadratmeter. Während die kleineren Felder für ein bis zwei Personen ausreichend sind, können die großen Parzellen eine ganze Familie über die rund sechsmonatige Gartensaison mit frischem Gemüse versorgen. Wenn Andrea und Astrid über die Felder sprechen, geraten sie regelrecht ins Schwärmen. „Es geht ja nicht nur ums Gärtnern“, sagen sie unisono, „die Felder sind schließlich auch etwas für die Seele.“
Besonders viele Freizeitgärtner*innen kommen am späten Nachmittag und Abend, um ihren Bereich zu wässern, Unkraut zu zupfen und dabei auch noch den Sonnenuntergang zu genießen. „Es ist schon ein kleines Glück, zu erleben wie ein winziges Saatkorn aufgeht, keimt und schlussendlich leckeren Ertrag bringt.“
Natürlicher Prozess ohne Chemie
Spannend für Kinder
Vor allem für die Kinder ist es schön und spannend, zu erleben, wie dieser natürliche Prozess so ganz ohne Chemie abläuft. Ganz nebenbei wächst so auch ihre Wertschätzung für den Anbau und dass frisches Gemüse nicht einfach aus dem Nichts im Supermarktregal oder auf dem Markt landet.

Tomaten, Möhren, Kopfsalat & Co.: reicher Ertrag ist den Mieter*innen sicher.
Foto: Gemüseglück
Geteilte Parzelle: Das Ehepaar Isermann wässert den Roten Kopfsalat.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Auch Astrids Kinder, Lennard (4) und Justus (2) erfahren dieses Gefühl und entwickeln ihren eigenen Geschmack. „Lennard liebt Rote Beete“, berichtet die Mama, „und beide zusammen verputzen auch gerne einmal einen ganzen Salatkopf. Einfach so, ohne Dressing, weil er ihnen gut schmeckt.” Die Resonanz der Mieter*innen aus dem vergangenen Jahr war durchweg positiv und viele von ihnen sind auch in dieser Saison wieder dabei. Eine Mieterin hatte sich viel Weißkohl gewünscht, weil sie unbedingt einmal selbst Sauerkraut machen wollte. Während wir sprechen, kommt das Ehepaar Isermann, um ihren Roten Kopfsalat zu gießen. Sie haben sich mit Freunden eine Parzelle geteilt und freuen sich besonders auf die Zuckererbsen. „Die essen wir am liebsten wie früher, direkt vom Strauch.“
Keine gärtnerischen Kenntnisse erforderlich
Wer bei „Gemüseglück“ eine Parzelle mieten möchte, muss keine gärtnerischen Kenntnisse mitbringen. Wie gieße ich richtig? Wie geizt man die Tomatenpflanzen aus? Wann und wie muss ich bei den Kartoffeln oder beim Porree anhäufeln? Fragen, die immer wieder auftauchen, aber die Damen mit den grünen Daumen stehen jederzeit mit Rat und guten Tipps zur Seite.
„Speziell beim Gießen gibt es immer wieder Unsicherheit“, berichtet Astrid. „Wir selbst wässern eher verhalten, denn die Pflanzen müssen es eigentlich selbst schaffen auch mal eine Trockenperiode zu überstehen.“ Also lautet ihr Tipp: wenig, aber richtig gießen. Zuerst mit wenig Wasser den Boden anfeuchten, damit er aufnahmefähig wird, und erst danach eine größere Menge gießen, damit das Wasser bis tief zu den Wurzeln dringt.
26 Gemüsesorten
Überangebot geht an Tafel Göttingen
Die Vielfalt auf den Mietparzellen ist, wie auch im Vorjahr, wieder üppig. 26 Gemüsesorten haben Astrid und Andrea vorbereitet. Darunter verschiedene Kartoffelsorten, Kohlrabi, Mairüben, Gurken, Radieschen, Steckzwiebeln und Knollensellerie. Einige Salatarten wie Salanova, Kopf- und Eisbergsalat, Radicchio und Endivie sind dabei, aber auch Mangold, Bohnen, Rot- und Spitzkohl. Brokkoli und Blumenkohl wurden in diesem Jahr auf Wunsch der Mieter*innen aufgenommen.

Lecker und mit wunderschöner Blüte: Zucchini.
Foto: Gemüseglück
Eine weitere Anregung kam ebenfalls aus dem Kreis der Hobbygärtner*innen. Damit bei reicher Ernte ein Überangebot nicht auf dem Kompost landen muss, gibt es in diesem Jahr ein Schwarzes Brett im Beethaus. Hier können die Nutzer*innen bestimmte Gemüsereihen ihrer Parzellen den anderen Mieter*innen freigeben. Darüber hinaus hat Astrid mit der Tafel Göttingen Abholtermine vereinbart. Wer überzähliges Gemüse zur Verfügung hat, kann es dann als Spende bereitstellen.
Macht Spaß: viele Mieter*innen pflegen ihre Parzelle morgens oder am frühen Abend.
Foto: Gemüseglück
Weiteres Feld in Groß Ellershausen
Für diejenigen, denen Geismar zu weit weg von ihrem Wohnort liegt, gibt es gibt noch ein weiteres Feld, wo ihr eure gärtnerischen Ambitionen ausleben und ihr euch mit selbstgeerntetem Gemüse versorgen könnt. Bernd und Christel Nolte aus Rosdorf bereiten schon seit einigen Jahren eine Ackerfläche bei Groß Ellershausen für Hobbygärtner*innen vor. Unter „GemüseSelbstErnte“ könnt ihr euch über die Modalitäten dort informieren.
Laubenpieper im Kleingarten
Gemeinschaftliche Arbeiten erwünscht
Vielleicht wollt ihr aber auch gleich Nägel mit Köpfen machen und euch dauerhaft um einen Kleingarten bewerben. Dann solltet ihr euch unbedingt vorher auf der Homepage des Bezirksverbands der Kleingärtner umsehen.

Eigene Ernte: Es gibt viele Möglichkeiten an ein Stück Gartenland zu kommen.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Ein kreativer Prozess: der offene Nachbarschaftsgarten Helmsgrund.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Dort erfahrt ihr alles, was ihr wissen und beachten solltet, wenn ihr zum Laubenpieper werden möchtet. “Wer einfach nur einen Pool oder ein Trampolin auf seine Parzelle stellen möchte, um dort abzuhängen, ist in einem Kleingartenverein (KGV) definitiv an der falschen Adresse”, sagt Birgit Freudenthal vom KGV “Am Wehr”. Vielmehr sei, neben den gärtnerischen Ambitionen, auch ein hohes Maß an Engagement für gemeinschaftliche Arbeiten auf dem Vereinsgelände gefragt, zum Teil auch am Wochenende.
Teil der Internationalen Gärten: der Friedensgarten Grone.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
In Gartenprojekten engagieren
Mit Wartezeiten solltet ihr auf jeden Fall rechnen, denn die Nachfrage nach Gärten ist hoch und das Angebot eher überschaubar. “Pro Jahr werden bei uns rund drei bis fünf Parzellen frei”, sagt Birgit, “und in den meisten Vereinen gibt es schon Wartelisten.” Alternativ könnt ihr versuchen über die Internationalen Gärten Göttingen an ein wenig Land zu kommen oder euch bei diversen Nachbarschaftsgarten-Projekten wie auf dem Holtenser Berg oder dem Helmsgrund engagieren.