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Von Schlager bis Rap: Rudelsingen im JT

14. November 2019
„Singe, wem Gesang gegeben“ heißt es in einem Lied von Ludwig Uhland und dieser Passus ist längst, wenn auch oft in falscher Deutung, zum geflügelten Wort geworden. Ich weiß nicht, ob ich eine schöne Stimme habe, trällere allerdings ab und an ganz gerne vor mich hin. Klar, und bei Live-Konzerten singe ich natürlich mit so […]

„Singe, wem Gesang gegeben“ heißt es in einem Lied von Ludwig Uhland und dieser Passus ist längst, wenn auch oft in falscher Deutung, zum geflügelten Wort geworden. Ich weiß nicht, ob ich eine schöne Stimme habe, trällere allerdings ab und an ganz gerne vor mich hin. Klar, und bei Live-Konzerten singe ich natürlich mit so gut ich kann. Einmal habe ich sogar Karaoke gemacht. Vor vielen Jahren habe ich in einem spanischen Restaurant unter Zugabe einiger Gläser Vino Tinto mit einem Bekannten „Macho, Macho“ von Rainhard Fendrich zum Besten gegeben. Wir haben uns auf der kleinen Bühne richtig zum Horst gemacht, aber den Spaniern hat es so gut gefallen, dass sie, trotz sprachlicher Hürden, mitgesungen und eine Zugabe gefordert haben. Was zu zweit funktioniert, sollte doch auch mit einer größeren Gruppe klappen, dachte ich mir und da kam mir das Rudelsingen im Jungen Theater in den Sinn. Hier mein Erfahrungsbericht:

85 Prozent sind Frauen

Gastgeber des Rudelsingens: Ingeborg Erler und Jörg Hillmann. Foto: Christoph Mischke

Großer Spaß: Von Beginn an herrscht eine tolle Stimmung im Saal. Foto: Christoph Mischke

Ausgelassen: Rund 200 Gäste singen bei der 33. Auflage mit. Foto: Christoph Mischke

Mittwochabend, 19 Uhr, eine halbe Stunde vor Beginn stehe ich mit ein paar Leuten vor dem Eingang zum Jungen Theater. Noch ziemlich leer, denke ich und steige die Stufen in den zweiten Stock hoch, wo sich der Theatersaal befindet. Die Gastgeber des Rudelsingens, Ingeborg Erler und Jörg Hillmann von der Groove-Company stehen am Einlass, geben Eintrittskarten aus und verteilen Stempelabdrücke auf die Hand. Sie freuen sich, dass ich einen Blog-Beitrag über das Rudelsingen schreiben möchte. „Wir machen um kurz nach acht ‘ne Pause, dann können wir ein bisschen quatschen“, verspricht Jörg. Ein Blick in den Saal zeigt, dass ich mit meiner Annahme vor der Tür ziemlich falsch lag, denn über 100 Rudelsängerinnen und –sänger warten hier bereits bei Bier, Wein und Bio-Brause, dass es losgeht. Eindeutig mehr Sängerinnen, aber ich entdecke auch einige Männer. „85 Prozent hier sind Frauen, das ist immer so“ raunt mir Jörg zu, als er vorbeiflitzt. Ich treffe zufällig auf Pablo, Licht- und Tontechniker im JT, der die Veranstaltung heute betreut. Da ich überhaupt nicht weiß, was mich musikalisch erwartet und ich mich eigentlich auch überraschen lassen will, frage ich ihn beiläufig, was denn so gesungen wird. Pablo checkt die Situation und sagt nur lachend: „Abba ist immer dabei“.

Entspannte fröhliche Stimmung

Musiker, Conferenciers, Entertainer und Animateure in Personalunion: Jörg Hillmann…

…und Ingeborg Erler begleiten ihre Gäste durch den Abend. Fotos: Christoph Mischke

Ein JT-Mitarbeiter erklärt mir: „Das ist Karaoke für 40 plus, aber die Leute machen echt ordentlich Party. Es kommen aber auch Jüngere“, fügt er fast entschuldigend hinzu. Jo, denke ich, 40 plus, dann bin ich hier ja gut aufgehoben und hebe den Schnitt noch etwas an. Ingeborg und Jörg scheinen hier jeden Zweiten bereits zu kennen, jedenfalls schließe ich das aus der Begrüßung und den paar kurzen Sätzen, die ich aufschnappe. Eigentlich kein Wunder, ist ja auch schon die 33. Veranstaltung in Göttingen. Komisch, dass ich noch nie dabei war. Im Saal herrscht eine entspannte fröhliche Stimmung und ich glaube, alle außer mir wissen, was gleich abgeht. 19.30 Uhr, Ingeborg und Jörg betreten die Bühne, begrüßen kurz ihre Gäste und los geht’s. Insgeheim hatte ich eher mit Schlager gerechnet, aber nein, „Sternenhimmel“, den NDW-Hit von Hubert Kah haben die Gastgeber als Opener ausgewählt. In der Strophe noch etwas zögerlich, im Refrain sicher und beim La Lalala, Lalala, Lalalalala am Ende völlig enthusiastisch gehen die Gäste gleich voll mit.

Von „Tainted love“ bis „Mendocino“

Hohe Töne: Rund 85 Prozent der Gäste sind weiblich. Foto Christoph Mischke

Gesangsparty: Alle Beteiligten haben sichtlich Freude. Foto: Christoph Mischke

Die Musik kommt vom Playback, wird aber bei vielen Stücken von Ingeborg und Jörg, die natürlich auch beide mitsingen, am Instrument begleitet. Sie spielt Keyboard, Congas oder Maracas, die südamerikanischen Holzrasseln, er spielt Gitarre, Ukulele oder vertritt Ingeborg am E-Piano. Die beiden sind Musiker, Conferenciers, Entertainer und Animateure in Personalunion. Die Texte werden per Beamer an die Wand projiziert. Die Ansagen zu den Songs verpacken sie meist in kleine Rätsel und setzen darauf, dass die Besucher sie erraten. Meistens funktioniert das. Die Song-Abfolge wirkt für mich ein bisschen strange, aber den Rudelsängerinnen und –sängern ist das völlig wurscht. Sie schmettern zum 60er-Jahre-Schlager „Ich will keine Schokolade“, von Trude Herr, gleich darauf zu Soft Cells „Tainted love“ und Maffays „Es war Sommer“, um direkt darauf „Astronaut“ von Sido und Andreas Bourani anzustimmen. Letzteren auch gleich mit der entsprechenden Choreografie. Ein Heidenspaß und, wen wundert es, während ich mit Block, Stift und Kamera unterwegs bin, singe ich lauthals mit. Ein wenig erschreckend finde ich, dass ich vor allem bei Schlager-Gassenhauern wie Michael Holms „Mendocino“ textfest bin, ohne einen Blick auf die Projektion zu werfen. Es liegt sicher an den unzähligen Schlagerpartys, die ich zu Zeiten von Rex Richter und seinem Quintett im Nörgelbuff besucht habe.

Singen in der Gruppe nimmt Hemmungen

In Unterzahl: Die wenigen Männer zeigen vollen Einsatz. Foto: Christoph Mischke

Abgehoben: Vor der Bühne tobt das pralle Leben. Foto: Christoph Mischke

Um kurz nach Acht gibt es eine kleine Pause, denn schließlich muss die Stimme ja „geölt“ werden. An der Theke im Foyer herrscht dann auch ein ziemlicher Andrang, aber die drei Herren haben die Situation im Griff. Auch ich genehmige mir jetzt einen fruchtigen, trockenen Italiener. Die Version von „Love is in the air“, die eben gesungen wurde, traf so gar nicht meinen Geschmack. Schneller als im Original, und dazu noch sehr laut mit Samba-Rhythmen an der Conga begleitet, kannte ich den Song kaum wieder. Aber offensichtlich bin ich der Einzige, dem das so erging. Andrea (51) und Angelika (54) aus Göttingen sind jedenfalls begeistert. Beide waren schon oft beim Rudelsingen dabei. Sie singen gerne, bevorzugt im Auto, wenn das Radio eingeschaltet ist. „Das Singen in der Gruppe nimmt mir die Hemmungen“, sagt Andrea, „da macht auch ein schiefer Ton nichts aus.“ Beide fühlen sich hier in ihre Jugend versetzt und genießen den tollen Abend. „Hauptsache, die Neue Deutsche Welle ist dabei“ rufen sie mir noch zu und sind auch schon wieder im Saal verschwunden.

Disco-Fox vor der Bühne

Ehrentag (v.l.): Randi und Ulrike genießen ihren Geburtstags-Kanon. Foto: Christoph Mischke

Sehr komisch: “Zwei kleine Wölfe” mit lustiger Choreographie. Foto: Christoph Mischke

Randi hatte am 19. Oktober Geburtstag und Ulrike feiert mit ein paar Freunden heute ihren Ehrentag. Ingeborg und Jörg holen die beiden auf die Bühne. Ruck-zuck sind drei Gruppen eingeteilt und die Geburtstagskinder genießen sichtlich glücklich ihren großen Geburtstags-Kanon aus 200 Kehlen, der ihnen „Viel Glück und viel Segen“ wünscht. Beim anschließenden „Cordula Grün“ tanzt das erste Paar Disco-Fox vor der Bühne, die Stimmung ist grandios. Nach jedem Titel beklatschen die Besucher ihre „Vorturner“ und natürlich auch sich selbst ausgiebig. Nicht alle Lieder sind allerdings so einfach zu singen wie der vorangegangene Party-Hit. Trotz eingeblendetem Text habe ich doch einige Schwierigkeiten Miriam Makebas „Pata Pata“ zu folgen. „Saguquga sathi bega – nantsi Pata Pata“ kommt mir und einigen anderen nicht so einfach über die Lippen. Als Kontrastprogramm gibt’s danach „Zwei kleine Wölfe“, ein Kinderlied, das die Besucher singen und nach Ingeborgs und Jörgs Anleitung auch mit entsprechender Gestik begleiten. Sehr lustig sieht das von der Bühne her aus.

 Pilzköppe als Zugabe

“Zwei kleine Italiener”: Auch die Ukulele kommt zum Einsatz. Foto: Christoph Mischke

Zielgerade: Fröhlich fordern die Gäste Zugaben ein. Foto: Christoph Mischke

Ingrid, Unternehmerin aus Göttingen, ist mit ihren Freundinnen Antje, Iris und Friederike heute zum Rudelsingen gekommen. Die Damen („Wir sind alle 50 plus“) haben einen Heidenspaß am Singen, obwohl sie es nach eigener Aussage überhaupt nicht können. Ingrid liebt Shanties und wir stimmen zu fünft den „Hamburger Veermaster“ an. Ein paar Umstehende wundern sich lachend und auch nur kurz über unsere Gegenveranstaltung. Macht aber nichts, ist ja gerade Pause. Iris ist vom kollektiven Gesang so angetan, dass sie so eine Party gerne für ihren Geburtstag im kommenden Jahr gestalten lassen möchte. Irgendjemand hat Jörg gesteckt, dass auch Pablo, der Techniker, heute Geburtstag hat. Er öffnet das Fenster zu seiner Kabine, um das inbrünstig gesungene „Happy Birthday“ zu genießen. Nach Hits von Grönemeyer, den Backstreet Boys und Joe Cocker geht es auf die Zielgerade und die Sängerinnen und Sänger fordern nachdrücklich Zugaben. „Ach, für euch doch immer gerne“ leuchtet auf der Projektion auf. Eine lustige Version von „Zwei kleine Italiener“ und „Hey Jude“ von den Liverpooler Pilzköppen, wie Jörg sie nennt, beschließen den Abend. Noch lange hallt mir das „Na na na nananana“ im Ohr nach.

Benefiz-Ausgabe am 4. Dezember

Mal sehen, ob das nächste Mal auch ein Titel von Elvis dabei ist. Foto: Christoph Mischke

Ich habe den Abend hier sehr genossen. Es war schön zu sehen, wie sich teils wildfremde Menschen zusammenfinden, um gemeinsam zu singen und Spaß zu haben. Ein wunderbarer Beweis dafür, dass Musik tatsächlich verbindet. Ach ja, Abba war heute tatsächlich dabei, mit „Money, Money, Money“. Das nächste Göttinger Rudelsingen geht als vorweihnachtliche Benefiz-Ausgabe am 4. Dezember im Jungen Theater über die Bühne. Ein Teil des Eintrittsgeldes wird dann für eine gemeinnützige regionale Einrichtung gespendet. Ein weiterer guter Grund sich dieses Vergnügen zu gönnen.

Über Kommentare zu unseren Blog-Beiträgen freuen wir uns jederzeit. Schickt uns dazu gerne eine Nachricht auf unserer Mein Göttingen Facebook-Seite.

Christoph Mischke

Ich bin in "Chöttingen cheboren", so wie es wohl Schorse Szültenbürger in seinen vergnügten Geschichten in Göttinger Mundart geschrieben hätte. Ich hatte immer das Glück in meiner Heimatstadt leben und arbeiten zu können und halte es mit dem Historiker August Ludwig von Schlözer, der sagte: "Extra Gottingam non est vita, si est vita non est ita." (Außerhalb Göttingens kann man nicht leben, wenn aber doch, dann nicht so gut).
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