Städtetrips sind meistens mit einigen Ausgaben verbunden: Übernachtung, Eintrittsgelder für Museen oder Freizeitparks, Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel und schließlich auch für lecker Essen und Trinken. Allerdings gibt es in jeder Stadt auch schöne Dinge, die gar nichts kosten. Göttingen bildet da keine Ausnahme. Wir haben ein paar Tipps für euch, was ihr in Göttingen kostenlos erleben könnt.
Die Turmbläser von St. Johannis
Musik aus 60 Metern Höhe
Seit beinahe 30 Jahren wiederholt sich an jedem Samstag in der Göttinger Innenstadt dasselbe Ritual. Es herrscht das übliche Gewusel in der City rund um das Alte Rathaus. Menschen flanieren mit Einkaufstaschen durch die Straßen. Viele haben es sich auf den Bänken am Markt oder am Gänseliesel-Brunnen bequem gemacht.

Spielen jeden Samstag auf St. Johannis: die Turmbläser.
Foto: Göttingen Tourismus & Marketing / Mischke
Aufwärmen: Die Turmbläser spielen sich in der ehemaligen Türmerwohnung ein.
Foto: Göttingen Tourismus & Marketing / Mischke
Bühne in 60 Metern Höhe: St. Johannis im Herzen der Stadt.
Foto: Göttingen Tourismus & Marketing / Mischke
Um Schlag 11 Uhr verändert sich die Haltung der City-Bummler*innen. Köpfe recken sich nach oben, suchende Blicke wandern über den Marktplatz. Meist ruft dann irgendjemand: „Da oben, auf dem Turm“. Gemeint ist der Nordturm von St. Johannis, denn dort, in 60 Metern Höhe, spielt die Musik. Die Göttinger Turmbläser erfreuen die Zuhörer*innen mit ihren Stücken aus dem Posaunen-Choralbuch.
Trompete über den Dächern der Stadt
Begonnen hat es am 31. Oktober 1992, als Marten Bock, der als Polizeioberkommissar beim 3. Fachkommissariat der Polizeiinspektion Göttingen tätig ist, hoch über den Dächern der Stadt erstmals seine Trompete erschallen ließ. „Damals wohnten noch Studenten im Turm“, erinnert sich der heute 59-Jährige. Über 20 Jahre lang hat er dort Sonnabend für Sonnabend alleine gespielt, bei Wind und Wetter.
2014 hatte das Solo-Musizieren auf dem Turm ein Ende und es kamen weitere Musiker hinzu. „Irgendwie hat es eine gewisse Eigendynamik entwickelt“, sagt Bock, „vielleicht war es Mundpropaganda, ich weiß es nicht, jedenfalls kamen immer mehr Mitspieler dazu und darüber freue ich mich sehr.“
Das Alte Rathaus
Reizvolle Fotomotive
Auch wenn die Turmbläser gerade nicht spielen, könnt ihr euch ohne zusätzliche Kosten dem Kunstgenuss hingeben. Dafür sorgen die zahlreichen Plastiken und Skulpturen im öffentlichen Raum, die auch reizvolle Fotomotive abgeben. Die meisten befinden sich direkt in der City und sind leicht zu Fuß zu erreichen. Hier findet ihr eine Übersicht.

Ein mittelalterlicher Hingucker: das Alte Rathaus am Markt.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Historisches Kleinod: der Türklopfer am Eingangsportal.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Wandgemälde und Wappen: die Halle des Alten Rathauses.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Auch der Besuch des Alten Rathauses am Markt ist kostenfrei. Schon von außen ist das Haus mit dem Uhrentürmchen und seinen steinernen Wappen-Löwen an den Treppenaufgängen ein wunderschöner mittelalterlicher Hingucker.
Wunderbare Wandgemälde
Aber wartet ab, bis ihr erst in die Rathaushalle kommt. Dort erwarten euch wunderbare Wandmalereien, darunter ein Kranz von 54 aufgemalten Wappen von Hansestädten. Der breite Wandstreifen zwischen diesen Wappen und der Wandvertäfelung ist auf allen Seiten der Halle mit Wandgemälden ausgefüllt, deren Figuren und szenische Darstellungen sich überwiegend auf die althergebrachten Funktionen des Rathauses für das Leben der Bürger beziehen. Auch hier dürft ihr gerne Fotos machen.
Der Wall
Grüner Gürtel um die Altstadt
Wenn ihr anschließend noch etwas Bewegung braucht, dann bietet sich ein Rundgang um den Wall an, Göttingens größter Grünanlage, die sich, einem grünem Gürtel gleich, um die gesamte Altstadt erstreckt. Das ist zu jeder Jahreszeit pure Erholung. Neben hübschen Ausblicken auf die Stadt und ihre häufig begrünten Hinterhöfe und Gärten könnt ihr weitere Sehenswürdigkeiten entdecken.

Ehemaliger Wehrturm: das Bismarckhäuschen auf dem Wall.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Erinnerung an zwei geniale Wissenschaftler: das Gauß-Weber-Denkmal.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Renommiert: Das Deutsche Theater liegt direkt an den Wallanlagen.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Das Bismarckhäuschen beispielsweise. Bismarck war zu seiner Studentenzeit der Obrigkeit aufgrund seines Lebenswandels ein ziemlicher Dorn im Auge. Es wird berichtet, dass er seine Innenstadtwohnung aufgab, um fortan in einem Gartenhäuschen an den Wallanlagen zur Miete zu wohnen – wohl nicht ganz freiwillig.
Bismarckhäuschen und Odilienmühle
Der spätere Reichskanzler soll diese Wohnlage sehr genossen und häufig im benachbarten Leinekanal gebadet haben. Der heute „Bismarckhäuschen“ genannte ehemalige Wehrturm ist bei Einheimischen wie Tourist*innen ein beliebtes Fotomotiv.
Auf eurem weiteren Weg auf dem Wall begegnet ihr noch der ältesten Linde Göttingens, die 1765 gepflanzt wurde, der Odilienmühle, dem Gauß-Weber-Denkmal, dem Deutschen Theater, der kleinen Bodenfelder Synagoge und ihr kommt am Alten Botanischen Garten vorbei, der stets einen Abstecher lohnt.
Das Kunsthaus Göttingen
Internationale Ausstellungen
Falls ihr nun einen Frischluft-Flash habt, könnt ihr dem neuen Kunsthaus Göttingen einen Besuch abstatten. Dank Sponsoring ist der freie Eintritt für die ersten fünf Jahre nach der Eröffnung gesichert. Das Ausstellungshaus für Arbeiten auf Papier, Fotografie und neue Medien hat im Juni 2021 eröffnet.

Im Juni 2021 eröffnet: Der Eintritt ins Kunsthaus Göttingen ist kostenfrei.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
International: Das Kunsthaus zeigt drei bis vier Ausstellungen pro Jahr.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Steht im Garten des Kunsthauses: der Jim-Dine-Pavillon.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Der Ausstellungsschwerpunkt liegt auf zeitgenössischer Kunst mit internationaler Ausrichtung. Hier bekommen die Künstler*innen nicht nur eine Bühne für ihre Arbeiten, sondern auch die Chance für Neuproduktionen, Kooperationen und interaktive Projekte.
Begleitprogramm für Kinder
Pro Jahr werden drei bis vier Ausstellungen als Einzel- oder Gruppenausstellungen geplant, die auf drei Ebenen in den großzügigen Galerieräumen gezeigt werden. Zu jeder Ausstellung bietet das Kunsthaus ein vielfältiges Begleitprogramm an, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Zwischen den größeren Ausstellungen werden kurze Inbetween-Ausstellungen gezeigt oder sogenannte Testläufe veranstaltet. So können ausgewählte Künstler*innen die Präsentationsformen für ihre Arbeit erproben und mit etwas Glück könnt ihr ihnen über die Schulter schauen.
Der Geopark
Gesteine, Mineralien und Fossilien
Wenn ihr in Göttingen seid, schaut euch unbedingt auch außerhalb des Walls um, zum Beispiel im Geopark. Er liegt im Nordbereich der Universität und ist schnell mit den Buslinien 21, 22, 23 und 41 (Haltestelle Goldschmidtstraße) aus der City oder vom Bahnhof aus zu erreichen.

Gesteine und Fossilien: Erdgeschichte live erleben.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Findlinge: Vor allem Kinder sind von den Gesteinsbrocken fasziniert.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Vorübergehend geschlossen: die Bernstein-Sammlung im Museum.
Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke
Hier könnt ihr die erdgeschichtliche Vergangenheit live erleben. Gesteine, Mineralien und Fossilien sind für die Wissenschaftler quasi die Archive, in denen diese Geschichte dokumentiert ist und die Kenntnisse der Vergangenheit lassen dann auch Ausblicke auf die zukünftige Entwicklung unserer Erde zu.
Dinosaurier-Spuren
An ausgesuchten großen und kleinen Gesteinsblöcken, an Findlingen und an geschliffenen und polierten Gesteinsplatten wird die Geschichte der Erde unmittelbar lebendig. Vor allem Kinder sind von den versteinerten Mammutbaum-Stubben oder den Dinosaurier-Spuren fasziniert. Das Geowissenschaftliche Museum mit seinen wunderbaren Sammlungen zwischen Bernstein und Meteoriten ist derzeit leider pandemiebedingt geschlossen. Alleine dafür lohnt es sich noch einmal wiederzukommen.
Aus der Luft: der Forstbotanische Garten am Faßberg.
Foto: Volker Meng
Blüht im Juli und August: die Japanische Scheinkamelie.
Foto: Volker Meng
Der Forstbotanische Garten
Zaubernüsse und Seidelbast
Vielleicht sind euch beim Bummel durch den Geopark ja einige für unsere Breiten unübliche Bäume und Sträucher aufgefallen. Das sollte euch nicht weiter verwundern, denn ihr befindet euch mitten im Pflanzengeographischen Arboretum der Uni Göttingen, das sich über fast die gesamte Fläche des Uni-Nordbereichs erstreckt. Gemeinsam mit dem Forstbotanischen Garten, circa 20 Minuten Fußweg von hier, am Faßberg, könnt ihr über 2000 Gehölzarten aus vielen Winkeln dieser Welt entdecken. Macht euch doch mal auf die Suche nach Zaubernüssen, Seidelbast oder dem Roten Schlangenhaut-Ahorn. Diese Broschüre hilft euch bei der Orientierung. Das geht übrigens ganz entspannt und ökologisch auch mit dem Fahrrad.